Heimat – Beiträge zu einem Ort, an dem noch nie jemand gewesen ist.

Klagenfurter Interdisziplinäres Kolleg, Band 12

Im Rahmen des Interdisziplinären Klagenfurter Kollegs wurde an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt / Celovec nochmals der Begriff „Heimat“ untersucht. Die nun aktuell erschienen Publikation plädiert für eine Verschiebung in der Begriffsbezeichnung.

Klaus Schönberger, Horst Peter Groß (Hg.) unter redaktioneller Mitwirkung von Kirsten v. Elverfeldt, Katharina Kinder-Kurlanda und Hans Karl Peterlini (2024), 
Heimat – Beiträge zu einem Ort, an dem noch nie jemand gewesen ist. Klagenfurter Interdisziplinäres Kolleg, Band 12. München/Wien: Profil Verlag. 176 Seiten / ISBN 978-3-89019-772-2 
 
Dieser Band beleuchtet die vielschichtigen Facetten des Heimat-Begriffs, der gleichermaßen fasziniert und irritiert. Ausgehend von einem interdisziplinären Seminar an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt/Celovec werden verschiedene Perspektiven auf Heimat beleuchtet. Studierende aus Geografie, Erziehungswissenschaft, Angewandter Kulturwissenschaft sowie Humanwissenschaft des Digitalen unterziehen die landläufige Vorstellung einem Reality-Check.
Die Autor:innen erkunden die räumlich-territorialen, medialen, zeitlichen und symbolischen Dimensionen von Heimat und stoßen dabei auf Herausforderungen durch die diskursiven Auseinandersetzungen um die Bedeutung des oft unscharfen Begriffs. Die Beiträge analysieren nostalgische, sentimentalisierende und ideologisch-problematische Aspekte eines widersprüchlichen Konzepts, das mittels sozialen Einschlusses zugleich soziale Ausschlüsse begründen kann. 
Die Autor:innen erkennen die Funktion von Heimat (im Singular) als Kampfbegriff in historischen wie zeitgenössischen rassistischen Diskursen.
Demgegenüber diskutieren sie alternative Zugänge, die in einer Bezeichnungs-Verschiebung münden. Aus Heimat im Singular werden Heimat-ten im Plural und die ausschließende Vorstellung von Heimat haben wird durch Praktiken der Be-Heimatung ersetzt. Die Texte verdeutlichen, dass Heimat nicht einfach als territorialer Ort existiert oder vorausgesetzt werden kann, sondern in vielfältigen Formen als Prozess der Be-Heimat-ung angeeignet werden muss. Daher lautet der Vorschlag, nicht einen vielfach belasteten Begriff einfach zu übernehmen, sondern Heimat-en im Plural als einen Prozess und Zustand zu verstehen, den wir nur gemeinsam bewältigen und erreichen können. Insofern ist Heimat kein Ort, sondern ein Zustand, in dem noch niemand gewesen ist.

Österreichische Gesellschaft für Empirische Kulturwissenschaft und Volkskunde

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